RAuschen im stangenwald

Die Region erweist sich für uns in der Kombination aller Faktoren als ziemliche Herausforderung. Die schützenden Ankerbuchten sind dünn gesäht. Die Häfen sind teuer und oft ausgebucht – nirgendwo treiben sich mehr segelboote herum. Der Wind ist WANKELMÜTIGER ALS EIN TEENAGER und oft stark . Das Mittelmeer macht seinem Ruf im Sommer keinen Wind zu haben, gerade nicht sehr viel Ehre – vermutlich eine Auswirkung des mäandernden Jetstreams oder ist es doch die Klimaerwärmung?

Mein Bruder und seine liebste reisen an, nachdem wir bis am Vorabend nicht gewusst haben, ob wir sie wirklich empfangen können. Schliesslich sind wir nach wir vor einigermassen vereinnahmt von all den neuen Herausforderungen. nur schwer können wir im Voraus einschätzen, wie es ihnen gefallen wird, wie sie es vertragen werden, wie wir uns vertragen werden – doch es wird fantastisch! Kaum angekommen verfrachten wir sie schichtweise in unser winziges Dingi und bringen sie auf den einigermassen unruhigen Ankerplatz. Nach einer Sekunde Eingewöhnungszeit, tun sie so, als hätten sie nie etwas anderes gemacht.

Schliesslich öffnet sich für uns ein akzeptables Wetterfenster und auch der Hafen auf den iles des Embiez gibt grünes Licht. Die Überfahrt zu sechst passiert unter perfekten Bedingungen und wird für alle zu einer schönen Erfahrung. Die Insel von Paul Ricard – ja dem Begründer des Schnapses – ist erneut ein Juwel.

Das Elektrofestival Isla lockt in diesen Tagen viele Tanzwütige auf die Insel. Und auch einige von uns juckt es in den Tanzschuhen, doch steht ein negatives Corona-Testergebnis und ausverkaufte Billette zwischen uns und dem Fest. Trotzdem tut es gut, zumindest ein bisschen zu fühlen, dass es solcherart Veranstaltungen noch gibt.

Die schönen Tage zu sechst verfliegen, auch wenn die zwei ihren Aufenthalt sogar noch verlängern. Der Wind lässt eine Weiterreise zur Ile de Porquerolles leider nicht zu, weshalb die beiden schliesslich die Rückreise antreten. Die harmonische Zeit macht den Abschied umso trauriger.

Man kann sich noch lange spontan und flexibel geben, der Wind verlangt einem diese Eigenschaften in einem ungeahnten Masse ab. Es ist nicht so, dass unsere Pläne fix und in Stein gemeisselt sind, doch einige Ideen oder Vorstellungen haben wir schon. immer wieder passiert es, dass der Wind unsere vorsichtigen Pläne innerhalb weniger Stunden wegbläst. Es fällt zumindest mir nicht einfach, dies ohne Wenn und Aber zu akzeptieren – doch wir werden besser.

Und endlich gelingt uns der Absprung in die Region von Porquerolles – wir haben schon fast nicht mehr daran geglaubt. Der Segeltag dauert rund sieben Stunden und als Familie betrachten wir ihn als Hauptprobe für die Überfahrt zu den Balearen – und es klappt wunderbar.

Wir ankern vor der presqu ile de giens – Und dann kommt dies mit dem Starkwind.  Bisher hatte sich dieser bei der Windvorhersage im Verlauf der Tage jeweils abgeschwächt – dieses Mal ist dem nicht so. Wir fragen bei einem sicheren Hafen an. Die Antwort: Wir sind voll! Also richten wir uns darauf ein, den aufziehenden Sturm am Ankerplatz abzuwettern. Offensichtlich sind wir nicht die einzigen.

Der erste Tag beginnt mit Ostwind, der stattliche Wellen mit sich bringt. Das Boot schlägt und schaukelt – es geht, doch beunruhigt sind wir. Am kommenden Tag dreht der Wind auf Westen und nimmt zu. Damit sind die unangenehmen Wellen weg, dafür pfeift der Wind. Unser Dingi kommt gegen die Verhältnisse nicht an, also bleiben wir tagelang an Bord und lassen uns die Emotionen neben den wetterbedingungen vom Eilemitweile emporjagen. Und wieder sind wir um eine erfahrung reicher.

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