langer atem

Nachdem nun klar ist, dass wir noch einige Wochen absitzen müssen, machen wir uns an die Renovation unseres Teak Decks. Wir beginnen – zuerst vorsichtig, dann beherzt – die Planken zu schleifen. Und sie werden traumhaft. Aus wettergegerbtem, gerilltem, fast schon fleckigem Holz wird wieder taufrisches Teak. Die eine oder andere Fuge kommt leider auch raus. Damit kein Wasser unter das Teak kommen kann, verfugen wir diese alle neu. Man hüte sich davor, in die frischen Fugen zu treten, das Material ist klebrig, zäh, man wird es nicht mehr los und bald ist es überall.

Segeln und Nachhaltigkeit – von dieser romantischen Vorstellung müssen wir uns verabschieden. So viele extrem giftige Stoffe wie in den letzten Wochen hatten wir in unseren ganzen leben nicht in den Fingern. Die Warnbilder überschlagen sich von Flasche zu Flasche in der Zahl wie auch in der Dramatik. Und ja, viele dieser Chemikalien landen meist ungefiltert im Meer.

Patrick nimmt sich den Aussenbordmotor unseres Dingis vor. Es gelingt ihm, den ganzen auseinander zu nehmen, die Teile (mit der Zahnbürste) zu reinigen und wieder zu einem Motor zusammenzubauen. Und tatsächlich, er heult wieder ganz so wie er sollte.

So knuffig Kinder auch sind, manchmal ist es zum Haareraufen. Kaum befindet sich Patrick ganz oben auf dem Mast, muss die junge Dame ganz dringend für kleine Pinguine. Und schneller als wir schauen können, verschwindet der Würfel im Ablaufrohr des Decks. Er lässt sich weder herausspülen, noch ist er von oben greifbar. Immerhin fliesst das Wasser trotzdem noch. Oder, eine kleine süsse kinderhand greift beherzt in die leine unserer rettungsinsel. der schrille ton in unseren stimmen hindert sie daran, sie bis zum auslösen zu ziehen.

Leider ist unser stehendes Gut nicht optimal ausgerichtet. Der Mast ist nicht stimmig abgespannt. Da dies eine zentrale Angelegenheit und doch einigermassen komplex ist, haben wir dafür bei einem Rigger angefragt. Nach dem ersten Augenschein lässt er jetzt auf sich warten. im gegensatz zu den Erfahrungen in Spanien, hat er aber einen sehr kompetenten Eindruck gemacht – was für ein Glück!

Wir müssen uns beide immer wieder in erinnerung rufen, dass der momentane Zustand nicht das Ziel unserer Pläne ist. Dies ist es nicht gewesen, worauf wir nun seit Jahren hinsteuern. Das Leben hier im Trockendock fühlt sich schon fast normal an, der Alltag ist da, nur halt etwas anders. Manchmal vergessen wir fast, dass unser Schiff ja sogar schwimmen kann. Und vor allem vergessen wir all das Schöne, das die bevorstehende Reise, das Segeln und das Unterwegssein mit sich bringen wird. Nachdem wir wirklich viel geschuftet, organisiert, geplant und erledigt haben, lechzen wir nun nach etwas Belohnung. Drei Wochen müssen wir uns nun aber sicher noch gedulden, aber was ist das schon…

Ein Gedanke zu „langer atem“

  1. Bruno Brünisholz

    Hallo Ihr Lieben!
    Wie wir feststellen können ist das Wetter in Marseille ähnlich wie bei uns; nur dass Ihr im Moment 14 und wir nur 7°C haben. Gemäss SRF-Meteo war es seit 30 Jahren der kälteste April-Monat den wir durchlebt haben. Wir freuen uns jeweils sehr den wöchentlichen Arbeits- und Stimmungsrapport mit neuen Fotos zu erhalten. Es ist schön zu sehen wie die Kinder beim Abwaschen/Putzen oder bei der Reparatur des Aussenbordmotors Hand anlegen. Es ist erfreulich wie die ToDo-Liste abgearbeitet und somit immer etwas kürzer wird . Da kommt mir die Geschichte von Saint-Exupéry in den Sinn: Wenn du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer/Frauen zusammen um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer und Frauen die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer. Mit diesem Vorsatz geht das Schleifen und Fugen des Decks sicher viel leichter. Jetzt wo der Aussenborder repariert ist könnt Ihr ja schon mal Ausflüge mit dem Gummiboot machen. Gunilla wollte auch noch ein paar Worte schreiben, aber ich stelle eben fest, dass ich schon am Ende der eingeschränkten Kommentarspalte bin. Wir wünschen Euch Allen weiterhin viel Spass bei den Vorbereitungen und bald wieder schönes Wetter!
    Liebe Grüsse von der Ringstrasse; wir vermissen Euch!

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