Donnerwetter

Unser Neuerwerb, das Standuppaddel ist eine echte Bereicherung. Lange etwas belächelt, nicht ganz für voll genommen, nimmt es nun einen festen Platz in unserem Alltag ein. Die Kinder benutzen es während Stunden als Badeplattform – was unsere alte Dame halt nicht zu bieten hat -, ich tue etwas für mein gutes Gewissen und gegen die schlaffen Muskeln. Es ist eine Erweiterung unserer Behausung und für uns alle ein bequemes Fortbewegungsmittel. Ein Tausendsassa für die ganze Familie.

Mahon, die Hauptstadt von Menorca gefällt uns ganz vorzüglich. Die Stadt liegt zu hinterst in einem kilometerlangen natürlichen Hafen. die englische Vergangenheit ist augenscheinlich. Die steilen Klippen sind gesäumt von unzähligen Zeugnissen der Geschichte. Das Fort La Malo verströmt eine vergangene Brutalität und die Verliesse Francos erzeugen noch heute eine Gänsehaut. Dagegen bin ich dem Neffen des grossen Richelieus zu ewigem Dank verpflichtet. Er war es, der die Salsa de Mahon, heute bekannt als Mayonnaise von Menorca nach Frankreich und damit in mein Leben gebracht hat.

Wir ankern in einer nahezu rundumgeschlossenen und nur durch einen kleinen Seitenarm erreichbaren natürlichen Bucht. Es sind schöne Tage, die wir dort verbringen.

Das Wetter interessiert uns gerade nur am Rand, es ist stets ruhig und gemütlich. Einzig eine kleine Störung hat sich angekündigt und sollte einmal am späten Abend eintreffen. Patrick hat sich bereit erklärt, ein Auge offen zu halten, weshalb ich schon im Bett liege als die Hölle losbricht. Der Wind frischt innert zehn Sekunden von fünf auf fünfundvierzig Knoten auf – als ich das Deck erreiche, sehe ich links und rechts nur noch Boote an uns vorbeizischen, deren Anker sich losgerissen haben. Einige spült es aus der Bucht, andere verkeilen sich weiter hinten ineinander. Die Kulisse ist gespenstisch, Schreie tönen durch die Nacht, die immer wieder von den Blitzen taghell erleuchtet wird. Dazwischen dröhnen die Donner. Unser Anker hält – und wir drücken alle Daumen, dass dem so bleibt. Wir schalten den Motor ein, um für den Fall der Fälle gerüstet zu sein. Irgendwann setzt ein sintflutartiger Regen ein und nach etwa zwei Stunden ist der Spuk vorbei. Wir sind eines der wenigen Boote, die den Böen standgehalten haben und wir sagen nie mehr ein Wort gegen unseren übergrossen Anker – er ist der Beste! Es war beängstigend, heftig, eindrücklich und doch haben wir uns in dem Moment unglaublich lebendig gefühlt – vermutlich der Adrenalin Shot. Und selig schliefen die Kinder.  

Die Überfahrt von Menorca nach Formentera dauert erneut knappe zwei Tage und es ist ein bisschen zum Verzweifeln. Die ersten Stunden sind richtig schön, so macht segeln Spass, doch es dauert nicht lange, da setzt der altbekannte seltsame Wellengang wieder ein. Einige Zeit sind die Wellen soweit erträglich und plötzlich kommen die drei Wilden, die alles durchrütteln. Patrick vermutet das Übel im Irrsinn des Mittelmeers. Er kann es kaum erwarten, dieses seltsame Meer bald am Horizont verschwinden zu lassen. Jedenfalls wird die Überfahrt erneut ziemlich ruppig.

*unbearbeitet*

In Formentera ist der Bär los. Erstmals treffen wir auf Charter-Party-Boote, auf denen bis in die frühen Morgenstunden durchgefeiert wird und auf denen der arme gecharterte Skipper am nächsten Tag mit dem Eimer das Erbrochene vom Deck spülen muss. Daneben liegen die ganz grossen Superjachten. es treffen sich die Schönen und Reichen – und alle die es gern sein möchten. Es ist ein teures Pflaster, ein Hafenplatz kostet für eine Nacht rund 300 Euro, weshalb wir schön vor Anker bleiben.

Aber das Meer ist einfach traumhaft. Das Wasser ist absolut klar und von einem herrlichen Blau. Die Höhlen, die winzigen Inseln und die Steinskulpturen machen die Küste interessant und der sand hat die perfekte Konsistenz. Die Kinder nutzen die hübsche Umgebung für die lang ersehnten ersten Schwimmzüge und erleichtern uns damit das Leben.

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