Unser Flug führt uns über Hong Kong nach Japan. Seltsamerweise landen wir nach einer etwa 20 stündigen Reise am gleichen Tag, aber früher als wir abgeflogen sind – das soll mal einer verstehen.
Als wir in Kyoto ankommen, sind wir noch etwas scheu. Insbesondere da wir auch die Sprache nicht sprechen und zu unserem Erstaunen die allermeisten Japaner so gut wie kein Englisch können. Die ehemalige Kaiserstadt ist unglaublich beeindruckend. An jeder Ecke strotzt es nur so von Kultur und reichhaltiger Geschichte. Die Tempel sind unglaublich imposant und anders als alles bisher Gesehene. Die hübschen jungen Damen in den traditionellen Kimonos lassen einem in früheren Zeiten wähnen. In Staunen versetzt uns auch der Schnee, der in den ersten Tagen fällt. Damit haben wir nicht gerechnet – dem ersten Schnee seit drei Jahren.
Japan ist anders – anders als alles was wir kennen – eine neue Welt. tausend Kleinigkeiten unterscheiden sich von unserem Alltag, was es so interessant macht.
Zur Freude der Kinder ist es erwünscht, die Suppe zu schlürfen. So tut man kund, dass es einem schmeckt. Die einen unter uns lernen schnell mit den Stäbchen umzugehen, die anderen drohen in den ersten Tagen völlig entnervt zu verhungern.
Das Essen schmeckt oft gut, ist aber auch abenteuerlich. Nicht immer sind wir sicher, ob es zum essen gedacht ist, ob es süss oder salzig ist oder was es überhaupt ist. Oft stösst dabei auch das Übersetzungs App an seine Grenzen und ergibt keine glaubwürdigen Resultate. Zielstrebig landen wir immer wieder unverhofft in den koreanischen Viertel, wo wir alle an unsere kulinarischen Grenzen stossen. Dort geht man doch noch einen grossen Schritt weiter. wir sind stolz auf unsere kleinen Mutigen, die sich all den neuen Gaumenfreuden immer wieder aufs neue stellen.
mit dem Osterhasen konnten die Kinder nun doch schon weltweit Erfahrunhen sammeln. Und klar ist, solch fancy süssigkeiten wie der japanische Osterhase hatte bisher noch keiner auf lager.
Die Mahlzeiten sind oft mit sehr viel Liebe zum Detail zubereitet. Gerade die Süssspeisen sind wahre Kunstwerke. Wobei die Mengen beim Essen wie auch bei den Getränken massiv kleiner sind als gewohnt. Die Menschen essen konzentriert und sorgfältig. Essen während dem Gehen ist verpönt – man tut es nicht. Vielleicht gibt es deshalb in Japan – nicht wie überall sonst auf der Welt – kaum übergewichtigen Menschen.
Der Toilettengang ist ein Erlebnis. Zuerst verziehen wir noch spöttisch das Gesicht, als wir unsere Hinterbacken erstmals auf dem beheizten Toilettenring niederlassen. Bald schon können wir uns eine Leben ohne nicht mehr vorstellen. Auf dem grossen Panel an der Wand kann man zwischen Musik und Vogelgezwitscher wählen, um seine Privatsphäre zu wahren. Für Sauberkeit sorgt der Strahl, welcher ausgerichtet und nach Intensität eingestellt werden kann. Und natürlich darf anschliessend auch der Föhn nicht fehlen.
Wir lieben the tiny kind of living. Die Häuser sind klein, der Wohnraum ist klein. Deshalb macht auch der Futon und die Tatami matten völlig Sinn. Dadurch werden Räume mehrfach genutzt. Uns gefällt es. Die Strassen der Megametropolen sind klein. Sogar die Kehrrichtwagen sind klein. Die Autos sind klein. Viele Modell gibt es so bei uns gar nicht. Und die winzigen Camper sind einfach zum verlieben.
Auch Osaka und Tokio begeistern uns. Noch nie haben wir solch angenehme Millionenstädte gesehen. Jedes einzelne Quartier verfügt über alles was es braucht und die Strassen sind völlig durchmischt. Gerade läuft man durch eine schillernde Einkaufsstrasse, um nur wenige Augenblicke mitten in einem beschaulichen Wohnquartier zu stehen. Dann kommt ein Tempel, einige Handwerksfirmen, ein Park und wieder eine grosse Strasse. Man muss nicht die Nerven verlieren oder sich sonst wie von der Grossstadt bedrängt fühlen. Das einzige was uns ermüdet, sind die unzähligen Kilometer, die wir zu Fuss zurücklegen.
Die Städte sind völlig sauber, kein Abfall auf den Strassen, keine schlechten Gerüche, nichts. Sogar das Hundepipi spült der umsichtige Hundebesitzer mit etwas Wasser vom Baumstamm im Park. Die Windeln an den Hundepopos, finden wir, gehen dann zu weit.
Es ist unfassbar ruhig. Kaum jemals wird gehupt, niemand schreit. In den öffentlichen Transportmittel ist es still. Immer wieder mahnen wir unseren Sohn mit seiner tragenden Stimme zur Ruhe.
Die Menschen sind ausserordentlich zivilisiert, höflich – und doch sehr nett und hilfsbereit. In allem was sie tun sind sie sorgfältig. Die Einkäufe werden äusserst umsichtig verpackt und perfekt geschichtet. Nicht selten empfand ich uns als ungehobelt und rüde. Beim Anstehen wird eine solide Reihe gebildet, drängeln gibt es nicht. Und wer als Fussgänger bei rot über die Ampel geht, muss ein Tourist sein.
Die Transportwege sind bestens ausgebaut. Es ist ein Leichtes, sich mit Zug, Bus und U-Bahn fortzubewegen – zumindest im Zeitalter von Googlemaps. Obwohl wir doch unsere Zeit brauchen, die Ticketautomaten abschliessend zu verstehen. Immerhin beschert uns unser Unwissen eine sagenhaft teure Reise in der Gran Class des Shikansen.
Obwohl wir es keineswegs geplant hatten, bereisen wir Japan just zur Kirschblüte. Die unzähligen Bäume in voller Pracht zu sehen ist ein Highlight.
japan ist vielschichtig, erstaunlich und ehrlich gesagt in all seinen facetten kaum zu beschreiben. Wir jedenfalls lieben es. Auch den Kinder gefällt das Land sehr, wird gar als Lieblingsland erkoren- nach der Schweiz. Sie tauchen ein in die Geschichte der Samurai und Ninja. Finden gefallen an den vielen Tieren.
Es ist eine andere Art zu reisen. Wir sehen viel, doch im Vergleich mit dem Schiff oder auch zu Fuss, kommen wir viel weniger mit den Menschen in Kontakt. Und auch die anderen Touristen sind meist viel zu sehr mit ihrem engen Programm beschäftigt, als dass Spielraum für einen Schwatz bestünde. Obwohl wir viel herum kommen, viel sehen und erleben, sind wir noch nicht fertig. Wir sind sicher, wenn möglich kommen wir eines Tages nach Japan zurück.