pura vida – a cachete

Für einmal laufen die Bootsarbeiten wie geschmiert. Ein lang gehegtes Problem im Rigg löst der hiesige Rigger innert einer halben Stunde. Der bereits seit Lanzarote todeswillige Autopilot konnten wir in kundige Hände geben und auch die neue Ausholleine der Genua ist bestellt. So können wir mit einem guten Gefühl das Boot Boot sein lassen und nach Costa Rica abreisen – die Zeit wird für uns arbeiten.  

Zuerst geht es ins berüchtigte Colón – das Armenhaus von Panama mit sehr üppiger Kriminalitätsrate, jene Stadt die sich vom erträglichen Kuchen des Kanals kein Stück abschneiden konnte. Dort steigen wir in den Bus nach Panama City um, wo ich einer jungen Dame voll auf dem Leim gehe. Ihre Bustickets stellen sich als Lotterielose heraus – immerhin verweigere ich die verlangten fünfzig Dollar und setze nur zehn Dollar in den Sand.

Panama City liegt mitten im Dschungel am östlichen Ende des Panamakanals am Pazifik. Es wimmelt von Banken und geschäftigen, geschalten, meist hellhäutigen Menschen. Die Hochhäuser übertreffen sich mit gewagten Formen und sind von beträchtlicher Grösse. Das historische Zentrum hingegen ist eher klein. Auffallend sind die prachtvoll restaurierten Häuserfassaden, wobei jedoch häufig nur noch die Fassade steht – dahinter liegen völlig verfallene Ruinen.

Mangels Alternativen entscheiden wir uns für einen Bus am kommenden Abend, der uns an die Grenze von Costa Rica bringen soll. Morgens um fünf, nach einem Buswechsel aufgrund eines geplatzten Reifens, sind wir angehalten die Grenze zu Fuss zu überqueren. Der Grenzbeamte weist uns mürrisch ab, da wir keinen Beleg vorlegen können, dass wir das Land auch wieder verlassen werden. Die in Eile gekauften Bustickets sind für die Katz – aber immerhin dürfen wir so ins Land einreisen. Den Bus nach San José erwischen wir noch – trotz einiger Verwirrung aufgrund der Zeitverschiebung, die zwischen den beiden Ländern besteht.  

San José liegt auf über tausend Meter über Meer und ist entsprechend frisch und windig. Es hat erschreckend viele Obdachlose in auffallend schlechter Verfassung – eigentlich erstaunlich, gilt Costa Rica doch als verhältnismässig reich. Lange bleiben wir nicht, wird doch auf verschiedenen einschlägigen Seiten von der Hauptstadt gewarnt.  

Weiter geht es zum Touristenmagnet dem Vulkan Arenal. Die Landschaft erinnert uns immer wieder sehr an die Schweiz, fehlen doch nicht einmal die schwarz-weissen Freiburger Kühe – unser Jungbauer ist begeistert. Unzähligen Häusern sieht man deutlich an, wer hier ausgewandert ist – sie könnten allesamt auch in den Alpen stehen. Wir sind überrascht vom guten Standard der Strassen. Wie wir lesen, hat Costa Rica keine Armee und so bleibt mehr Geld für anderes – viel davon fliesst in die Bildung. Die Tourismusbranche boomt. Ohne Guide geht grundsätzlich nichts und alles kostet unglaublich viel Geld. Wir finden die weit und breit einzige kostenlose Attraktion – und ganz viele andere mit uns…

Und endlich kommt der langersehnte Tag, an dem wir unsere Lieben – meine Mutter und meinen Stiefvater – am Flughafen in Liberia abholen können.

Wir verbringen zweieinhalb wunderbar harmonische, friedliche Wochen in einem wunderschön gelegenen Haus mitten im Dschungel und trotzdem mit Blick bis weit über den Stillen Ozean. Die Tierwelt trifft sich direkt vor unserer Haustür – und begeistert uns Tag für Tag. Die Weissrüsselnasenbären geben sich zusammen mit den Brüllaffen wenige Meter vor der Veranda die Ehre. Gottesanbeterinnen, Riesenheuschrecken, riesige blaue Himmelsfalter, Kolibris, Agutis, Blattschneiderameisen, Skorpione im Badezimmer – es ist für jeden etwas dabei. Vielen Dank für die geruhsame Zeit mit Euch – es war schön – und überhaupt danke für alles!

Die Rückreise nach Panama besteht aus einer Auto-, drei Bus- und einer Taxifahrt und dauert satte dreiunddreissig Stunden – und es geht wie durch Butter. Unsere Kinder beeindrucken mit viel Geduld, viel Sitzleder und einer unvergleichlichen Gemütsruhe. Wir sind stolz auf sie!

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